Federn lassen und trotzdem schweben - Impuls von Erzabt Wolfgang Öxler OSB

FederFedern lassen  und trotzdem schweben   


Eine Frau, die mit diesem Gottvertrauen gelebt hat, war die Schriftstellerin Hilde Domin. „Dichterin des Trotzdem“ wurde die Jüdin Hilde Domin genannt. Federn lassen und trotzdem schweben, das ist das Geheimnis des Lebens.   Dieser Satz, der Inbegriff einer Trotzkraft, ist vielleicht so etwas wie eine Zusammenfassung des Lebens dieser bemerkenswerten und erfrischenden Dichterin. Ich muss als vom Leben „gerupfter“ Mensch nicht abstürzen. Ich kann „trotzdem“ schweben. Dieser Satz der Dichterin begleitet mich schon lange und gibt mir ein Gefühl von Leichtigkeit. Wenn ich die Engel an unserem Hochaltar im Blick habe, dann erinnert es mich an einen Ausspruch des Propheten Jesaja: „Die aber, die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt“. (Jesaja 40,31)
Wie oft haben wir schon das Lied, Lobet den Herren gesungen. Da heißt es in der 3. Strophe: „In wieviel Not, hat nicht der gnädige Gott, über dir Flügel gebreitet“.  Gott  trägt uns sicher auf Adlers Fittichen. Mir hilft es in diesen Tagen, solche stärkenden Bilder in mir zu tragen.

… trotzdem an Gott festhalten…  (Psalm 73)

„Gott nahe zu sein ist mein Glück“. So beten wir Mönche im Psalm 73.  Am Anfang und am Ende des  Psalms  steht das große Trotzdem. Trotz allem findet der Beter bei Gott seine Zuflucht. So wie der Beter des Psalms ringen wir vielleicht auch um eine lebendige Glaubensgemeinschaft mit Gott.  Obwohl ihn die Wirklichkeit bis an den Rand der Verzweiflung bringt, vertraut er trotzdem auf Gott.  Trotzdem die Welt ungerecht und das Leben unfair ist,  schöpft er sein Glück aus der Nähe Gottes. Trotzdem wir Menschen uns aneinander und an unserer Erde versündigen, hält er sich an Gottes Weg: Den Weg der Aufrichtigkeit und der Nächstenliebe. Diese „Trotzmacht des Geistes“ ist mächtiger als die Frage nach dem „Warum“ des Leides. Der Beter hält daran fest, dass das Leben stärker ist.  So wie der Psalmbeter dürfen auch wir vertrauen, dass Gott einer ist, der zum Leben befreit. Wer aus dieser Trotzmacht lebt, indem wächst Vertrauen. Möge unser Vertrauen größer sein als unsere Angst. Dieses mutige Ansinnen gegen den Mainstream der Zeit,  bringt Mutter Teresa in missionarischer Weise zum Ausdruck:


Trotzdem  (Worte von Mutter Teresa)

Die Leute sind unvernünftig, unlogisch und selbstbezogen,
Liebe sie trotzdem
Wenn du Gutes tust, werden sie dir egoistische Motive und Hintergedanken vorwerfen,
Tue  trotzdem Gutes
Wenn du erfolgreich bist, gewinnst du falsche Freunde und echte Feinde,
Sei trotzdem erfolgreich
Das Gute, das du tust, wird morgen vergessen sein,
Tue trotzdem Gutes
Ehrlichkeit und Offenheit machen dich verwundbar,
Sei trotzdem ehrlich und offen
Was du in jahrelanger Arbeit aufgebaut hast, kann über Nacht zerstört werden,
Baue Trotzdem
Deine Hilfe wird wirklich gebraucht, aber die Leute greifen dich vielleicht an,
wenn du ihnen hilfst,
Hilf ihnen trotzdem
Gib der Welt dein Beste, und sie schlagen dir die Zähne aus,
Gib der Welt trotzdem dein Bestes.