Predigt von Erzabt Wolfgang Öxler OSB zum Benediktusfest 2018

Stehen wir also endlich einmal auf! Die Schrift rüttelt uns wach und ruft: "Die Stunde ist da, vom Schlaf aufzustehen."   (Prolog der Regl V.  8 ) (Röm 13,11)

benediktusfestWachsam sein  -  Nicht schlafsüchtig sein (RB 4,37)

Ein Mönch wurde von einem Touristen gefragt, worin sich ihre beiden Leben unterscheiden. Der Mönch erklärte: „Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich stehe, dann stehe ich, Wenn ich gehe, dann gehe ich. Für den Touristen klang das sehr banal und er entgegnete: Das mach ich auch. Dazu muss man doch kein Mönch sein! Der aber blickte zu ihm auf und meinte: Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn du aber sitzt dann stehst du schon. Und wenn du stehst, dann bist du bereits unterwegs.

Achtsamkeit hat mit Wachsamkeit zu tun. Nur wer ganz wach ist, kann intensiv leben. Nur wer ganz bei sich ist, muss nirgendwo anders sein. Achtsamkeit ist eine Lebenskunst. Achtsamkeit ist eine Gabe der Gegenwart.  So ist es dem hl. Benedikt wichtig in Achtsamkeit in der Gegenwart Gottes zu leben. Nicht nur der Wecker, sondern auch der Glockenschlag vom Turm soll an die Achtsamkeit erinnern, den Blick auf die verlorene und gewonnene Stunde schärfen und die Konzentration auf die gegenwärtige Arbeit lenken. 

Heißt es doch im 4. Kapitel der Regel: Der Mönche soll seinen Lebenswandel stündlich überwachen. In früheren Zeiten haben sich die Menschen beim Schlag der Glocke bekreuzigt. Auch wenn dies bisweilen systematisch geschah, sollte es doch daran erinnern, zu jeder Zeit in der Gegenwart Gottes zu sein.  Es geht darum Leben zu gestalten und nicht zu verwalten.
Der Mönch soll aber auch die Achtsamkeit gegenüber seinen Gedanken und Gefühlen üben, auch in den Emotionen und Leidenschaften, die in ihm schlummern.  Gedanken können heilsam sein. Sie können aber auch schaden. Gedanken sind wie Affen, wenn man sie vorne hinunterschicke, kommen sie hinten wieder hoch.
Dies meint sicherlich auch die Bemerkung im heutigen Evangelium: Schüttelt den Staub von euren Füßen. Verrennt euch nicht und beißt euch nicht fest in Situationen, in denen nicht gelingt, wofür ihr euch jetzt angestrengt habt. Lasst los und trauert dem nicht nach, auch wenn man euch jetzt und hier nicht hören will. Abschüttelns des Staubes als heilsamer Ritus. … Innehalten im Alltag.
Bei Ablehnung weitergehen und zwar ohne  beleidigt zu sein, ohne Zorn und ohne schlechten Gefühle, die dann in uns oft hochkommen. Sonst trage ich diese Gedanken in mir herum. Böse Gedanken sobald sie im Herzen aufsteigen an Christus zerschellen und dem geistlichen Vater eröffnen (RB 4, 50) Wer das nicht tut bekommt eine seelische Mülldeponie.
Aus diesem Grunde ist die Achtsamkeit wie ein innerer Wecker, wie ein innerer Wächter des Menschen. Manchem unter uns in Kirche und Politik würden die Worte aus dem Talmud gut anstehen die da heißen:


Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.  (Talmud)

Klausur -  Mönche  der zum Schweigen einlädt.

Achtsamkeit hat für mich auch mit Schweigen zu tun. Das bedeutet nicht einfach den Mund zu halten. Schweigen ist ein intensives Hinhören und aktives Stillsein. Ich habe hier den Ordensgründer der mit dem Zeigefinger auf die verschlossenen Lippen zeigt.  Diese Figur -  steht auf unserem Gang zur Kirche und möchte jedem vorbeigehenden sagen: Silentium. Dadurch kommt zum Ausdruck, dass Menschen nur dann reifen können, wenn sie gelernt haben bei sich zu bleiben, gut bei sich zu wohnen sagt der hl. Benedikt.
Heute am Tag des Endspiels der Weltmeisterschaft würde ich sagen: Es braucht einen guten Torhüter des Herzens.
Witz vom Fußballspiel zwischen Himmel und Hölle.  (Petrus sagt zum Teufel du hast keine Chance, denn die guten Fußballspieler sind alle im Himmel. Der Teufel sagt, ja aber die Schiedsrichter sind bei mir)
Es geht darum den Mönch in uns zu finden. Viele Menschen sagen mir ich bräuchte mehr Zeit zum Meditieren. Wer nach Spiritualität sucht und sie in den Alltag integrieren will, der kann nicht warten, bis er Zeit dazu findet. Sondern er muss sich Zeit dazu nehmen. Nimm dir jeden Tag eine halbe Stunde Zeit nur wenn du ganz viel Arbeit hast, dann nimm dir eine Stunde ( Franz von Sales)

Weniger ist mehr

Jesu lädt uns ein nur einen Wanderstab, kein Brot kein Geld und nur Sandalen an den Füßen  mitzunehmen. Die Jünger gehen los mit leichtem Gepäck. Die Herausforderung besteht auch noch heute. Jesus will keine Einzelgänger, er sendet sie zu zweit aus. Um die Botschaft nicht zu verstellen reicht das Allernötigste. Der Zeuge soll ein einfaches Leben führen und wie der Prophet Amos für etwas Pro- einstehen. Er ist ein unabhängiger Zeuge, der von niemand bezahlt wird sondern ganz im Dienste des Herrn steht.

Geschichte für den Weg

Ein Reisender besuchte einmal den Rabbi Chaim Erstaunt sah er, dass der Rabbi nur in einem einfachen Zimmer wohnte. Ein Tisch, eine Bank und ein paar Bücher. „Rabbi , wo sind denn Ihr Möbel?, fragte er. „Wo sind die Ihren ?, gab der Rabbi zurück: „Meine? Ich bin doch nur auf Besuch hier, ich bin auf der Durchreise.“  „Genau wie ich“, sagte der Rabbi.