Beruhigung - Impuls von Erzabt Wolfgang Öxler OSB

Rosette

Komm wieder zur Ruhe, meine Seele   Psalm 116,7


Beruhigung

Eines meiner Lieblingslieder ist das Lied von Kathi Stimmer: „Komm herein und nimm Dir Zeit für Dich“.  In der zweiten Strophe heißt es: „Lass es los was Dir die Ruhe nimmt, lass es los was Dich so traurig stimmt. Komm herein tu deine Sinne, deine Seele auf, denn dein Leben ist so reich achte darauf.“

Ich kann mich selbst wohlwollend fragen, was mir die Ruhe raubt, wo sie mir fehlt, was mich beunruhigt. Doch die Kunst besteht darin, diese Gedanken dann auch loszulassen. Die alten Mönche sagten: Gedanken sind wie Affen. Wenn Du sie vorne wegschickst kommen sie hinten wieder hoch.  Das Gedankenkarussel im Kopf ist oft nicht anzuhalten, so dass die Menschen nicht einschlafen können. So grübeln sie nahezu den ganzen Tag über schon Vergangenes oder Zukünftiges nach – so verpassen sie es, den aktuellen Augenblick bewusst zu leben. Noch dazu, führen diese Grübeleien zu keinem Ergebnis. Beruhigungsmittel können genauso gefährlich sein, wenn sie beschwichtigen oder gar betäuben und mehr schaden als helfen.


Meiner Seele Ruhe geben


Umso wichtiger sind die Mittel und Wege, die meiner Seele wahren Frieden und wirklich innere Ruhe geben. Der hl. Benedikt schreibt in seiner Regel: „Böse Gedanken, die sich in unser Herz einschleichen, sofort an Christus zerschmettern und dem geistlichen Vater eröffnen“. (RB 4,50)  Benedikt spricht nicht nur vom loslassen dieser Gedanken, sondern vom zerschmettern. Er weiß anscheinend um die Kraft der Gedanken.  Die am meisten praktizierte Methode, auf die negativen Einreden zu reagieren, war für die alten Mönchsväter, die so genannte antirrhetische Methode. Sie besteht darin, dass ich, sobald mir ein negativer Satz in den Sinn kommt und Unruhe verbreitet, sofort einen positiven Satz dagegensetze:  „Komm wieder zur Ruhe, meine Seele.“ Auch ein Glückstagebuch kann  helfen, Ruhe zu finden. Notieren Sie darin jeden Abend drei Dinge, die am Tag besonders schön waren.  So findet in ihrem Herzen und ihrem Kopf ein Perspektivenwechsel statt.


Blick auf die Rosette


Wenn ich im Chorgestühl beim Gebet verweile,  fällt mein Blick auf  die gegenüberliegende Rosette. Wie ein Mandala zentriert sie mich, führt zur Mitte und kann mich aus der Unruhe in die  Ruhe führen. Es gelingt mir auch nicht immer.  Ja, bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe. (Ps 62) Setzen sie sich in eine leere Kirche, in die Natur und legen sie den Satz an ihren Atem an: Komm wieder zur Ruhe, meine Seele.