Gottes voll und den Menschen nah - Impuls von Erzabt Wolfgang Öxler OSB

Wappen

 

Wappen von Erzabt Wolfgang Öxler OSB
„Gottes voll und den Menschen nah“

Gottes JA zu uns Menschen

Als Erzabt unseres Klosters musste ich  bei meiner  Wahl ein Wappen entwerfen und ich fragte mich dabei: Was ist mir wichtig? Diese Frage werden sie sich in diesen Tagen auch oft stellen und vielleicht können sie dabei ja auch ihr ganz persönliches Wappen entwerfen.
„Von Gott erfüllt und den Menschen nah“. Das ist mir wichtig, dass ich mich von Gott geliebt weiß. Gott sagt sein Ja zu mir, zu meinem Leben wie es geworden ist. In seinem Ja zu mir darf ich etwas von der Fülle Gottes erahnen und erspüren. Gott will aber auch unsere Einwilligung unser Ja, damit er uns von seiner Fülle und Gnade etwas schenken kann.   Und wer angefüllt ist von Gottes Geist, der kann diesen Geist unmöglich für sich selbst behalten. Die Erfahrung mit Gott drängt zur Weitergabe.  Mich beschäftigt immer wieder der Satz von Frére Roger: “Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es.”  Deshalb auch Kreuz und Leuchter, das Wappen von St. Ottilien. Wir wollen die Botschaft von Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen in die Welt hinaustragen. Christus ist unser Licht. So steht für jeden Erdteil eine Kerze. Bei einem Einkehrtag berichtete mir eine Frau: „Wissen sie Herr Erzabt mit dem lieben Gott komme ich schon gut aus, nur mit den Menschen komme ich nicht zurecht“. Wer zu Gott Ja sagt und zu den Menschen Nein, der ist auf dem Holzweg.

Himmelsleiter statt Karriereleiter

In meinem Wappen befindet sich auch eine Leiter.  Es stellt die Himmelsleiter des Jakob dar. In der dunkelsten Phase seines Lebens kommt ihm Gott im Traum in einer Himmelsleiter entgegen und so erfährt er die Zusage Gottes. Die Leiter die den Himmel und die Erde verbindet erinnert mich daran, dass wir „geerdet“ und „gehimmelt“ bleiben sollen. Wir steigen zu Gott in den Himmel hinauf  - wenn wir in unsere eigene Wirklichkeit hinabsteigen. Durch das Hinabsteigen in unsere Erdhaftigkeit, Ja – zu meiner Wirklichkeit,  kommen wir in Berührung mit dem Himmel, mit dem Ja- Gottes. Statt auf Himmelsleitern turnen wir oft auf Karriereleitern Der hl. Benedikt regt deshalb an auf die Leiter der Demut zu steigen. Es geht um zwölf Bereiche, die uns zur inneren Reife führen möchten.  Das obere Ende der Leiter ist tatsächlich unten und Demut ist Erhöhung. Zudem heißt es in einem Passionslied: Jesus, du bist die sichre Leiter!

Stern

„Binde deinen Karren an einen Stern“  ist ein Ausspruch des Malers Leonardo da Vinci.  Im Trott des Alltags ist unser Lebenskarren manchmal wie festgefahren. Es braucht einen Stern, es braucht eine Verheißung. Gott erfüllt vielleicht nicht jeden Wunsch, aber er steht zu seiner Verheißung. Wem diese Vision, diese Perspektive verloren geht, der bleibt stehen. Der Blick auf den Stern hilft mir,  mich nicht in Kleinigkeiten zu verstricken. Binde deinen Karren an einen Stern. Ein Leitsatz für alle, die den Karren nicht einfach laufen lassen wollen. Übrigens: Sterne kann ich nur im Dunkeln sehen. Vielleicht werden in dieser coronadunklen Zeit auch wieder neue Sterne in ihrem Leben sichtbar. Das wünsche ich von ganzem Herzen. Möge ihr Leben Gottes voll sein und den Menschen nah.