Back to the roots- zurück zu den Wurzeln -- Impuls von Erzabt Wolfgang Öxler OSB

WurzelnBack to the roots  -  Zurück zu den Wurzeln   

Damit ein Baum wachsen kann, braucht er gesunde Wurzeln, um an das nötige Wasser und die lebenswichtigen Nährstoffe heranzukommen. Es gibt kein Leben ohne Wurzeln.  Der Prophet Jeremia greift das Bild der Wurzel auf, das anschaulich und stark von der Verbindung zu Gott spricht.  „Gesegnet der Mensch, der auf den HERRN vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist.  Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen“. (Jeremia 17,7-8)  Verwurzelt sein bedeutet: Einen Platz haben und wissen wohin ich gehöre.  Woraus lebe ich?  Da steht die Frage dahinter was mich wirklich nährt in meinem Alltag.  Bin ich ein Flachwurzler oder ein Tiefwurzler? Gerade in  Krisenzeiten braucht es eine gute Verwurzelung.  
Ich frage mich: Warum suchen Menschen heutzutage so häufig nach ihren Wurzeln, stellen für ihre Familien Stammbäume auf, widmen sich der Ahnenforschung.  Ist es nicht das Wissen, dass ich mit meiner Prägung hineinverwoben bin in das Wurzelwerk meiner Eltern und Vorfahren.  Wer sich in geliebten Menschen verwurzelt weiß, kann leichter über sich hinauswachsen.

Ohne Wurzeln  -  kein Leben.

Der kleine Prinz durchquerte die Wüste und begegnete nur einer Blume mit drei Blütenblättern, eine ganz armselige Blume…. „Guten Tag“, sagte der kleine Prinz. „Guten Tag“, sagte die Blume. „Wo sind die Menschen?“ fragte der kleine Prinz höflich. Die Blume hatte eines Tages eine Karawane vorüberziehen sehen. „Die Menschen? Es gibt, glaube ich, sechs oder sieben. Ich habe sie vor Jahren gesehen. Aber man weiß nie, wo sie zu finden sind. Der Wind verweht sie. Es fehlen ihnen die Wurzeln, das ist sehr übel für sie.“ „Adieu“, sagte der kleine Prinz. „Adieu“, sagte die Blume. Es fehlen ihnen die Wurzeln, das ist sehr übel für sie.

Die Entwurzelung ist bei weitem die gefährlichste Krankheit der menschlichen Gesellschaft, so heißt ein Buchtitel von Simone Weil. Wiederum schreibt sie:    “ Die Verwurzelung ist vielleicht das wichtigste und meistverkannte Bedürfnis der menschlichen Seele“. Ja, wer gut verwurzelt ist, der hat einen festen Stand und guten Halt, wenn solche Krisen und Lebensstürme an einem heftig rütteln. In unserer von Leistung getriebenen Zeit legen wir die Aufmerksamkeit vor allem auf die Ergebnisse, auf Effizienz, auf das, was man vorweisen kann oder zu sehen ist. Und wir ärgern uns, dass es kein dauerndes Funktionieren gibt. Erschöpfung - Depression ist dann oft die Folge. Eines ist klar: Wir können auf Dauer nicht leben, ohne uns um unsere Wurzeln zu kümmern.

Ziehende-Landschaft;
Man muß weggehen können
und doch sein wie ein Baum:
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
Man muß den Atem anhalten, bis der Wind nachläßt
und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
bis das Spiel von Licht und Schatten,
von Grün und Blau,
die alten Muster zeigt
und wir zuhause sind,
wo es auch sei,
und niedersitzen können und uns anlehnen,
als sei es an das Grab
unserer Mutter.
Hilde Domin

 

 

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