Die drei Esel - Impuls von Erzabt Wolfgang Öxler OSB

eselDer Esel mit seinen besonders langen Ohren und einem anrührenden Blick stößt oft ungewöhnliche Laute aus. Dieses I-A- klingt wie Ja. Der Esel ist störrisch und bleibt plötzlich  stehen. Da nützt kein Ziehen, Stoßen und Schlagen. Er rührt sich nicht vom Fleck. Das kann Menschen zur Weißglut reizen. Ja, in manchen Situationen hätte ich gerne etwas von seiner Unbeugsamkeit. Mit ihm ist kein Zirkus zu machen. Jeder Dompteur würde sich an ihm die Zähne ausbeißen. In Ländern mit vielen Bergen ist er ein beliebtes Lasttier.

Haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass sie zum Packesel werden, dem immer noch mehr aufgeladen wird. Brauchen sie für bestimmte Menschen und Vorgänge auch eine „Eselsgeduld“?  Ich höre immer wieder mal die Anrede Du „Alter Esel“. Es  bezeichnet einen Menschen, der auch aus Erfahrung nicht klug wird. Vieles in unserer Sprache wir anscheinend mit einem  Esel verglichen.

Der Krippenesel und Fluchthelfer

Ausgerechnet der Esel ist in besonderer Weise mit Jesu Lebensgeschichte verbunden! Es beginnt mit der Weihnachtskrippe. Ochs und Esel gehören unbedingt dazu. Aber nicht als rührseliges Idyll, sondern als ernste Mahnung. Das geht zurück auf den Propheten Jesaja, der in aller Schärfe fragt: „Ochs und Esel erkennen ihren Herrn und die Krippe ihres Herrn –aber was ist mit euch Menschen?“  Ebenso hat der Esel Jesus am Anfang seines Lebens  getragen, als er ein Baby war und doch schon bedroht und auf der Flucht nach Ägypten.

Bileams Eselin  

Ausgerechnet die Eselin erkennt den Engel Gottes, der sich ihnen in die Quere stellt, um Bileam auf seinem unheilvollen Weg zu stoppen. Bileam dagegen sieht nichts. Er drischt nur blindwütig auf seine Eselin ein, die nicht spurt. Der berühmte Seher ist wie blind –die angeblich so dumme Eselin –sie blickt durch, ja sie erfasst viel mehr von der göttlichen Wirklichkeit als der Prophet. So wird uns die Geschichte im Buch Numeri Kap 20 erzählt.  Der heilige Franziskus spricht vom Leib,  als „Bruder Esel“.  Vielleicht ist es unser Leib, der die Rolle des dummen und doch so hellsichtigen Esels spielt. Wie oft ist es so: Der Leib wittert viel früher die Gefahren, gibt Warnsignale. Doch hören wir seine Botschaft oder ärgern wir uns nur über ihn und versuchen seinen Widerstand zu brechen mit Medikamenten und Aufputschmitteln.

Palmesel

Als Jesus nach Jerusalem kam und die Leute ihn wie einen König mit Palmzweigen empfingen,  da ritt er nicht auf einem Pferd, sondern auf einer Eselin.   Dabei rufen die Menschen ihm Hosianna zu und dieselben sind es die ihn später  kreuzigen.  Jesus wollte so sein, wie die einfachen und armen Leute. Mit einem Esel kann man keinen Eindruck schinden, aber wirkliche Lasten bewegen. Kein Wunder, dass Jesus auf einer Eselin in Jerusalem einzieht.
Und noch eine letzte Eselsspur. Die erste uns erhaltene Jesusdarstellung aus der Antike ist eine Spottkarikatur! Sie zeigt den Gekreuzigten mit einem Eselskopf. Für einen gekreuzigten Messias hatten die Allermeisten nur Spott und Hohn übrig. Dieser Jesus Christus entsprach so gar nicht ihren Erwartungen einer religiösen Lichtgestalt, Sie wollten einen erhabenen Gott, keinen heruntergekommenen.
 Deshalb denk daran!
•    Es bleibt überraschend, wer in unserer Welt und in unserem Leben der Dumme und wer der Hellsichtige ist.
•    Achte auf die „dummen Esel“, die in deinem Leben auftauchen. Wer weiß, vielleicht haben sie dir ganz Entscheidendes zu sagen!