Petrus und sein „Niemals“! - Impuls von Erzabt Wolfgang Öxler OSB

 

Petrus

Immer wenn wir uns Mönche zum Gebet versammeln,  stellen wir uns vor dem Gebet auf den Statiogang. Vor jedem Chorgebet habe ich dann den Petrus direkt vor  meinen Augen.  Er, der spontan aus dem Boot aussteigt und im Wasser  untergeht und Petrus  mit den Schlüsseln in der Hand,  der ungeheuer stark daherkommen kann und vollmundig zupacken kann. Viermal sagt Petrus entschieden „niemals“ und macht viermal einen Bekehrungsprozeß mit. Ein Apostel voller Kontraste.  Petrus ist ein leidenschaftlicher Jünger und zugleich ein Versager. Er ist ein Glaubender und zugleich ein Zweifler. Er ist der Wortführer und Prediger und zugleich einer, der Jesus nicht verstanden hat. Er ist ein Zeuge, aber auch ein Feigling.
Viermal „niemals“:
    • Herr! Das darf niemals mit dir geschehen.   (Mt. 16,21-28)
    • Und wenn alle an Dir Anstoß nehmen: Ich niemals!  (Mt 26,30-35)
    • Niemals sollst du mir die Füße waschen!  (Joh 13,1-20)
    • Schlachte und iß -  Niemals Herr!  (Apg 10,1-48)

Verrat

Aus Angst, auch verhaftet zu werden, streitet Petrus dreimal ab, Jesus zu kennen. Das Krähen des Hahns erinnert Petrus schmerzhaft daran, dass die Voraussage von Jesus sich leider erfüllt hat. Petrus wird uns hier als ein gescheitertes Großmaul vorgestellt, als einer, der erst lernen muss, sich nicht auf sich selbst, sondern auf Jesus zu verlassen.
So mancher vermeidet heute auch ein klares Bekenntnis, denn  man könnte es ja missdeuten als Verrat an Toleranz. Die biblische Szene macht deutlich, dass ein Bekenntnis etwas kostet. Nicht immer das Leben, aber doch manchmal Sympathien. Im Gespräch mit Petrus wird klar, dass Jesus dessen Schwäche im Glauben sehr genau kennt. Zugleich vertraut er aber darauf, dass derselbe, der ihn so jämmerlich verleugnet, den Mut zur Treue wiederfindet. Immer nach dem „Niemals“ geschieht eine Wandlung.  Halbherzige Haltungen können sich ändern, aus Lauheit kann wieder Glaube werden. Es hilft ein ehrlicher Blick, damit dieser „Niemals-Petrus“ zum Bekenner wird. Das gibt mit viel Mut!

Jesus kann auch Versager gebrauchen

Die Bibel beschönigt nicht: Nicht nur von Heldentaten, sondern auch von menschlichem Versagen berichtet uns Gottes Wort: Vom Versagen eines Menschen vor seinem großen Herrn. Erst die Erfahrungen, die auch durch Scham, Schuld und Unzulänglichkeiten gekennzeichnet sind, machen offenbar Petrus reif zu einer Leitungsverantwortung. Petrus, der die Schlüssel zum Himmelreich in den Händen hält, hat selbst eine Geschichte des Versagens und Scheiterns hinter sich. Könnte es sein, dass er diese Geschichte durchleiden muss, um später anderen den Schlüssel zur Barmherzigkeit zu verleihen? Jesus kann Versager gebrauchen - das ist für mich die wichtigste Botschaft. Jesus kann Versager gebrauchen - weil sie durch ihr Scheitern lernen, wie  barmherzig Gott selber ist.