Vom Dunkel zum Licht - Impuls von Erzabt Wolfgang Öxler OSB

OsternachtAm ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war zum Grab…  (Joh 20,1)

    • Als es noch dunkel war…  Vieles liegt gerade im Dunkeln. Niemand hat im Moment eine Ahnung, wie sich die Corona Pandemie weiter verbreitet. Noch nie habe ich  das Fest der Auferstehung hinter verschlossenen Türen gefeiert.
    • Als es noch dunkel war… Jede Art von Krankheit ist hart und eine Einschränkung der Lebensqualität.  Die Krankheit kann aber auch einem höheren Ziel dienen. Indem sie mich einschränkt, zwingt sie mich zu mehr Tiefgang. Sie kann mich daran hindern, mein Leben oberflächlichen Zielen wie Ansehen und Erfolg zu opfern.
    • Als es noch dunkel war… ließen Menschen, welche in ihrem Herzen verhärtet waren, gebunden an Buchstaben und nicht an den Geist, einen Unschuldigen ans Kreuz schlagen.
Im Exultet singen wir: „Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach..“  Bei aller Ohnmacht in der gegenwärtigen Zeit dürfen wir erleben, wie kostbar in dieser beängstigenden und dunklen  Zeit Solidarität und Freundschaft ist. Trotz Abstandhaltens rücken Menschen einander näher, sorgen für einander, finden Wege und Zeichen, einander Mut zuzusprechen.


Mit Ostern wurde es heller in der Welt

Ostern ist  nicht abgesagt. Wir alle erwarten, dass es wieder heller wird und wir von diesem Virus befreit werden. So wie das Licht durch die Ritzen der Türen dringt, so kommt Jesus der Auferstandene durch verschlossene Türen. Die Botschaft vom gekreuzigten UND auferstanden Jesus Christus macht die Welt heller und sagt dem glaubenden Menschen: Leid wird tragbar und Trauer getröstet. Die Lebenshoffnung der Christen gründet sich nicht auf menschliche Errungenschaften.

Die Osterkerze als Zeichen für den Auferstanden

    • Licht- als Orientierung     
Als es heller wurde, ging zunächst dem Johannes ein Licht auf: „Er sah und glaubte“. Der Glaube an die Auferstehung erhellt mein Leben und gibt ihm Zuversicht. Auch heute dürfen wir glauben, dass die Knechtschaft der äußeren Verhältnisse, der inneren Zwänge, der eigenen Ängste nicht das letzte Wort hat.

    • Licht-  strahlt nach allen Seiten  
Es wurde heller, als der Auferstandene den immer noch verängstigten Jüngern erschien. Er konnte ihnen seine Hände und Füße zeigen, die immer noch von den Wundmalen gezeichnet waren. Jesus ist für alle gestorben und auferstanden. Wer Ostern kennt braucht nicht verzweifeln. Da werden wir erfahren, was im Exsultet besungen wurde „Wenn auch das Licht der kostbaren Osterkerze sich in die Runde verteilt hat, so verlor es doch nichts von der Kraft seines Glanzes.“ Im Gegenteil: Jesus Christus strahlt aus, wenn wir ihn weitergeben.

    • Licht – als brennende Flamme
Die kleinste Flamme hat die Kraft, die ganze Welt in Brand zu setzen. Ich darf mich jeden Tag an der Liebe Gottes entzünden. Die Osterkerze ist das Zeichen für Jesus selbst. Sie hat einen Ehrenplatz in der Kirche. An ihr soll sich auch unser Leben anstecken, brennen und anderen leuchten. Deshalb wird bei besonderen Gelegenheiten an ihrem Licht das kleine private Licht der Gläubigen entzündet: bei Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit, Totengedenken. In unserer Klosterkirche steht jetzt eine Osterkerze im Atrium. Die Menschen sind eingeladen ihr Osterlicht an dieser  Osterkerze zu entzünden und mit nach Hause zu nehmen. Heller wurde die Welt durch die Botschaft Christi. Lassen wir nicht zu, dass es wieder dunkler wird.


Wir wollen immer   vorher wissen, was hernach kommt;
wir wollen auferstehen, aber nicht sterben.
Dass mich der Tod nicht tötet, werde ich erst erleben,
wenn ich selbst gestorben bin.
Im Osterlicht keimt neue Hoffnung, in der wir den Tod
nicht schauen – in Ewigkeit.  (E. Gruber)Ostern