Wenn nichts mehr geht, dann geh! - Impuls von Erzabt Wolfgang Öxler OSB


EmmausBewegung tut gut in der Depression

Nach dem Tod Jesu am Kreuz machten sich die Jünger enttäuscht auf den Weg. Fluchtartig verließen sie Jerusalem, den Ort der entsetzlichen Niederlage. Doch Bewegung tut gut in der Depression. Sich aufmachen, einen Weg suchen, auch wenn man nicht weiß, wohin er führt, ist auf jeden Fall hilfreich. Wenn nichts mehr geht, dann geh! Das Wort „gehen“ hängt mit dem,  aus dem althochdeutschen Wort sinnan zusammen und bedeutet: gehen- reisen- wandern.  Das Wort sinnan  wiederum  hat einen Bedeutungszusammenhang zum Wort Sinn.  Da,  wo ich anscheinend unterwegs bleibe, auch auf meinem inneren Weg, da stellt sich in meinem Leben Sinnhaftigkeit ein. In schwierigen Situationen erstarren wir oft und halten den Atem an. In der Krisenintervention wird einem dann geraten: Atmen sie ruhig durch. Gehen Sie, damit ihr Kreislauf wieder in Schwung kommt.  In einem Buch mit dem Titel: Geh-bet-buch  heißt es an einer Stelle: Triff nie Entscheidung im Sitzen. „Mit der Welt ginge es besser, wenn man mehr ginge“. Die Wahrheit beginnt zu zweit.  Während sie ihre Gedanken  austauschten kam Jesus hinzu und ging mit ihnen

Verstrickt in eigene Sorgen

Die Emmausjünger sind so in ihren Sorgen, in ihrem Alltag in all das was sie selber beschäftig verstrickt, das sie keine Augen mehr für Jesus haben, ja vielleicht auch keine Augen für den anderen haben. Traurig und beschwert, eingeschlossen in ihren trüben Gedanken, sind die beiden Emmaus-Jünger unterwegs.  Jesus geht ihnen hinterher und kommt mit ihnen wieder langsam ins Gespräch, speist sie aber nicht ab mit frommen Sprüchen. Er fragt sie ganz einfach nach ihren Sorgen und Nöten. Wie er die beiden Emmaus-Jünger fragt, fragt Jesus auch uns, dich und mich: „Was beschäftigt euch? Was bewegt dich?“ Er wartet darauf, dass wir Ihm unser Herz öffnen, Ihm unsere (zerbrochenen) Hoffnungen, unsere Ängste und Sorgen bringen. Das ist im Übrigen ein guter Ansatz für unsere Seelsorge.
Ist ihnen aufgefallen, dass wir nur den Namen eines dieser beiden Männer kennen, denen Jesus da nachläuft und mit denen er sich an den Tisch setzt? Kleopas so heißt er. Der andere bleibt fremd. Vielleicht hat der Evangelist Lukas  das  bewusst so gemacht: Ein leerer Platz, der einlädt, dass wir dort unseren eigenen Namen einsetzen. Und damit macht der Evangelist uns sicher die Zusage: Auch Dir geht der Auferstandene nach! Auch an Dir hat ER so viel Interesse, dass er Dich sucht, auch Dein Herz zum Brennen bringen will.

Brannte uns nicht das Herz

Kennen sie das auch, dass einem erst „hinter-her“ im „nach-hinein,  durch Nach-denken“, aufgeht, was geschehen ist. Und das, was einem hinterher aufgeht erweist sich als das Bleibende. Man hört dann öfters den Satz: Das ich da nicht gleich drauf gekommen bin.  Einen Engel erkennt man erst, wenn er entschwunden ist. Auch mit Jesus war es so. Brannte uns nicht das Herz!
    • Emmaus ist dort, wo Menschen heute unterwegs sind, mit ihren Fragen und Zweifeln und mit ihren Hoffnungen und Ängsten.
    • Emmaus ist dort, wo Menschen miteinander Brot brechen und das Leben teilen.
    • Emmaus ist dort, wo Menschen wieder spüren, dass ihr Herz brennt.

Brennt Ihr Herz noch?

Emmaus ist auch dort,
wo Menschen sich verlassen fühlen
und nicht wissen, wie es weiter gehen soll.
Emmaus ist auch dort,
wo Menschen bereit sind,
sich auf den Weg zu machen
und dem Leben zu vertrauen.
Emmaus ist auch dort,
wo Menschen einander
menschlich begegnen
und dadurch Gott selbst erfahren.
Christa Carina Kokol