Auferstehung und Verwandlung - Impuls von Erzabt Wolfgang Öxler OSB

schmetterlingGeschichte von den Raupen.

Da sagt die Raupe:  „Du, ich hab gehört, dass wir vielleicht später sogar fliegen können." – „Ach Unsinn", sagt die andere, „so ein Quatsch. Du kannst höchsten hier vom Blatt runter fliegen und danach brummt dir der Schädel. Unser Leben ist fressen, kriechen, fressen und wieder kriechen." – „Ja, aber meinst du nicht, dass es vielleicht mehr gibt als nur fressen und kriechen", sagt die eine. – „Reine Fantasie", sagt die andere, „alles nur Einbildung und leeres Geschwätz. Hast du schon mal eine fliegende Raupe gesehen? Wir fressen und kriechen und irgendwann sterben wir. Dann ist es vorbei."
Wenn die beiden wüssten, was einmal aus ihnen wird: schöne, bunte, fröhliche Schmetterlinge werden sie sein. Aber natürlich, solange sie sich nur in ihrer Raupenwelt bewegen, können sie gar keine Ahnung und Vorstellung davon haben, wie es ist zu fliegen. Solange wir uns in unserer menschlichen Raupenwelt bewegen, solange erscheint einem die Rede von der Auferstehung als Unsinn. So lange gilt: kriechen, fressen, kriechen, fressen. Oder anders gesagt: seine Aufgaben erledigen, arbeiten, sich durchwursteln, bisschen Spaß haben, älter werden, sterben. Und das war's dann.


Ostern: Ihr werdet auferstehen in Herrlichkeit

Wenn wir aber über unsere menschliches Denken hinaus sehen, wenn wir uns auf die biblische Botschaft einlassen, wenn wir mit Gott rechnen, mit seiner Macht und seiner Liebe, dann weitet sich unser Horizont. Ostern bedeutet: über das Raupendasein hinausblicken.  Gebt euch nicht mit dem Augenscheinlichen zufrieden, rechnet damit, dass Gott euch verwandeln kann. So wie es Paulus schreibt: Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib (1 Kor 15,43-44).
Heinrich Böll hat das in einem Gedicht so gesagt: „Wenn die Raupen wüssten, was einmal sein wird, wenn sie erst Schmetterlinge sind, sie würden ganz anders leben: froher, zuversichtlicher und hoffnungsvoller. Der Tod ist nicht das Letzte. Das Leben endet nicht, es wird verändert."


Auferstehung im Hinterkopf

Im ehemaligen Schottenkloster von Regensburg wurde bei der Restauration des gotischen Kreuzes,  im Hinterkopf der Figur, ein Schmetterling gefunden.  Eine feuervergoldete Emailarbeit aus Silber. Der Künstler hat auf den Flügeln des Schmetterlings die Kreuzigung Jesu dargestellt. Was für eine geniale Idee: Der Schmetterling als Symbol der Verwandlung, zu einem ganz anderen Leben, steckt der Künstler dem Gekreuzigten in den Hinterkopf. Jesus hat schon am Kreuz hängend die Auferstehung im Hinterkopf.

Wenn du dann mal nicht mehr weiterweißt und dich in der Krise die Kräfte verlassen,  dann hab im Hinterkopf:

    • der Auferstandene  zeigt dir den Weg, der zum ewigen Leben führt.

    • der Auferstandene schenkt Dir in der Begegnung mit ihm neue Kraft.

    • der Auferstandene öffnet Dir die Augen für eine Wirklichkeit, die über deinen Horizont hinausgeht.


Es ist gut im Hinterkopf zu haben, dass wir froher, zuversichtlicher und hoffnungsvoller leben dürfen. Dazu will uns Ostern anstiften.