"Es baut die Liebe eine Brücke, du siehst sie nicht doch sie ist da…“
Beim Anblick unserer kleinen Brücke im Klausurgarten ist mir das geistliche Lied von Kathi Stimmer in den Sinn gekommen: Es baut die Liebe eine Brücke.
Die Liebe, die Hoffnung, schließlich Jesus selber als Brücke zu sehen ist ein einladendes und tragendes Symbol für unseren Glauben. Wozu dienen Brücken? Brücken schütten Gräben nicht zu und ebnen Unterschiede nicht ein. Sie schaffen Hindernisse nicht weg und ermöglichen dennoch Begegnung. Wenn ich gerade die Verhandlungen innerhalb Europas in Blick nehme, dann braucht es im Moment gute Brückenbauer, damit die Fortsetzung des gemeinsamen Weges in der europäischen Gemeinschaft erhalten bleibt. Ist doch auf der Rückseite jeder Eurobanknote ein Brückenbogen, als das einende Symbol der Europäischen Gemeinschaft abgebildet. Brückenbauer sind Gold wert. In vielen Beziehungen braucht es gerade so einen Brückenbauer. Menschen, welche durch den Corona-Virus zur Isolation gezwungen sind, rutschen oft in die Depression ab. Sie brauchen dringend Menschen, die allein durch ihr Dasein Abgründe „über-brücken“ können
„Es baut die Hoffnung eine Brücke, ist wie ein Lichtstrahl in der Nacht…“
Der Auferstandene begegnet den Menschen, wie ein Lichtstrahl in der Nacht. Er spricht Ihnen Hoffnung zu und begrüßt sie mit den Worten: „Fürchte dich nicht!“ Jesus ist für mich nicht nur Brücke zum ewigen Leben. Es gibt auch ein Leben vor dem Tod und Jesus will, dass wir zum wahren Leben kommen. So spricht er z.B. den Zöllner Zachäus an und lädt sich bei ihm ein. Durch seine einladenden und wertschätzenden Worte schlägt Jesus eine Brücke zu Zachäus.
Das lateinische Wort „pontifex“ bedeutet ja Brückenbauer. Der Glaube, der uns Menschen auffordert, Brücken zu schlagen, weil unser Leben allein nicht zu meistern ist. Die Liebe ist die Brücke für jede Beziehung zwischen den Menschen. Wo diese Liebe nicht mehr gepflegt wird, können Brücken schnell abbrechen. Im Gegensatz zum Papst als Pontifex maximus -oberster Brückenbauer – dürfen wir Pontifex minimus -kleine Brückenbauer- sein. So gibt es auch die unsichtbaren Brücken: Das sind z. B. die feinen Verbindungen zwischen zwei Menschen. Das sind die Fäden der Sympathie und des Wohlwollens. Eben, wie ich einen Menschen in den Blick nehme, trotz des Abstands. Ein Lächeln ist die kürzeste Brücke zwischen zwei Menschen. Wer zuhören kann ist ein besonders begnadeter Brückenbauer. Telefonbrücken helfen gegen die Einsamkeit. Ich selber verbinde mich oft mit einem Email und schlage durch das Schreiben eines Briefes eine altmodische Brücke zu den Menschen. Wenn wir uns gegenseitig zu Brücken der Hoffnung werden machen wir die Erfahrung, die Martin Buber einmal mit den Worten beschreibt: „Wer Halt gewährt, verstärkt in sich den Halt. Wer Trost spendet, vertieft in sich den Trost. Wer Heil wirkt, dem offenbart sich das Heil.“
„Es baut uns Jesus eine Brücke und lädt uns ein, Gott zu vertrau`n…“
Das Gebet als Brücke: Gott, mein Glaube ist oft nur ein brüchiger Steg über die Abgründe meiner Ohnmacht und Angst. Oft mangelt es mir an Vertrauen.
Du aber Gott, willst mir Brücken bauen über die Tiefen meines Lebens. Ich will
glauben, dass deine Hand mich führt. Amen!