Eine brenzlige Begegnung - Impuls von Erzabt Wolfgang Öxler OSB

DornbuschGott im Gestrüpp meines Lebens

Gott ist überall! Im unscheinbarsten Gestrüpp der Wüste, einem brennenden Dornbusch offenbart er sich. Tatsächlich offenbart sich Gott dem Mose nicht im Tempel und nicht beim Gebet sondern beim Viehhüten, mitten bei der täglichen Arbeit, an einem Ort und in einer Situation, wo wir es nicht vermuten.  Er zeigt sich gerade auch im Gestrüpp meines Lebens. Die heilige Theresia von Avila sagt uns, "wer meint beim Gottesdienst in der Kirche Gott näher zu sein als bei der Stallarbeit, der irrt sich.“

Mose

Mose war in der Krise. Er ist auf der Flucht vor dem Pharao, vor den Menschen, vor sich selbst und vor Gott. Mose ist leer. In ihm „brennt es nicht mehr“.  Und da ist auf einmal das Bild von seinem Leben, wie er es sich wünscht. Das Bild vom Dornbusch der brennt und nicht verbrennt. Brennen ohne auszubrennen. Eine wichtige Erfahrung in unser aller Leben. Am richtigen Platz zu sein und die Welt ein Stück heller und wärmer zu machen, mit dem Feuer, das in uns brennt.
Diese brenzlige Situation wird für den Schafhirten zum absoluten Wendepunkt. Unverwechselbar wird Mose bei seinem Namen gerufen. Er nimmt wahr, dass hier jemand sein muss, der seinen Namen kennt, der sich für ihn interessiert. Mose sagt auf den Anruf Gottes: Hier bin ich! (Exodus  3,4) Das erinnert mich an die Priesterweihe. Der Kandidat muss laut und vernehmlich sprechen:  „Adsum – Hier bin ich!“

Zieh deine Schuhe aus  

Mose geht hin um den brennenden Dornbusch anzuschauen. Er hört eine Stimme die zu ihm ruft: "Tritt nicht näher heran! Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst ist ein heiliger Boden"(Ex 3, 5) Wenn du Gott begegnest, kannst du nicht weiterlaufen wie bisher. Da hebt es dich aus deinen Latschen.  Da sagt Gott zu ihm: So geht das nicht, Mose. Ziehe deine Sandalen aus, nicht du sollst mich in deine Vorstellungen hineinzwängen, sondern ich will dich in meinen Plan einfügen. So unter dem Motto: Lieber Gott ich gehe mal nach Altötting und dann weißt du auch was Du zu tun hast. So geht das nicht.  Man geht auf diesen Gott zu, wie wenn man ohne Schuhe unsicher über Steine geht. "Man zwingt Gott nicht den eigenen Schritt auf sondern lässt sich in den Schritt Gottes hineinnehmen " (C. Martini)

Ich bin der Ich-bin-da

Gott gibt mit seinem Namen auch sich selbst preis. Sein Name ist zugleich sein Wesen. Genau übersetzt lautet es: Ich bin da, als der ich jeweils da sein werde.  Dieser Gottesname deutet an, dass Gott nichts Statisches ist, sondern immer wieder neu und anders erfahren werden kann, unverfügbar und geheimnisvoll.  Gottes Gegenwart ist Mit-sein, ist inspirierende, stärkende und tröstende Kraft auf dem Weg. Wie dem Mose sagt er auch mir: „Ich bin – ich bin da – ich bin da für dich! Ich stehe zu dir“. Es wird vielleicht schwer, aber nicht unmöglich, denn Gott steht hinter mir. An diesem Gott, der so lebendig ist wie die Kraft des Feuers, kann sich die Hoffnung in unserem  Leben entzünden. Vielleicht frägt Gott auch sie: Brennst Du noch?  Mose hat wieder Feuer gefangen. Er hat Ja gesagt, zu seiner neuen  Berufung, zu einem neuen Lebensabschnitt: "Führe mein Volk aus Ägypten!" Die Zweifel an der eigenen Würdigkeit und Kraft hat er überwunden, in dem Wissen: ER wird mit mir sein. Gottes Kraft allein zählt.

 

 

Gebet:  „Jahwe- Ich bin da“  

In das Dunkle deiner Vergangenheit
und in das Ungewisse deiner Zukunft,
in den Segen deines Helfens
und in das Elend deiner Ohnmacht
lege ich meine Zusage:
Ich bin da.
In das Spiel deiner Gefühle
Und in den Ernst deiner Gedanken,
in den Reichtum deines Schweigens
und in die Grenzen deiner Begabung
lege ich meine Zusage:
Ich bin da.
In die Enge deines Alltags
Und in die Weite deiner Träume,
in die Schwäche deines Verstandes
und in die Kraft deines Herzens
lege ich meine Zusage:
Ich bin da.
( Alfons Deissler)