Mahl-Zeit - Impuls von Erzabt Wolfgang Öxler OSB

MahlzeitBrot und Fische

Dieses Mosaik aus dem 5. Jhd.  ist mir sehr ans Herz gewachsen. Durfte ich doch für fünf Monate in Tabgha am See Genezareth leben und an diesem Platz täglich Eucharistie feiern. Unter dem Altar sind zwei Fische und vier Brote. In der hl. Schrift lesen wir von fünf  Broten.  Ja, das fünfte Brot liegt auf dem Altar bei der Eucharistie bereit. An den Flossen der Fische konnte man sogar erkennen, dass es sich um keinen Fisch aus dem See Genezareth handeln kann. Das Wort „Fisch“ –in der Originalsprache: „ICHTHYS“- ist die Abkürzung des Bekenntnisses: „Jesus Christus, Gottes Sohn und Retter“. Im Evangelium des heutigen Tages  (Joh 21,1-14)  wird uns erzählt, wie Jesus zum dritten Mal den Jüngern begegnet und sie ihn im beim Mahl erkennen.

Habt ihr nicht etwas zu essen?

Jesus stellt eine interessante Frage: „Habt ihr nicht etwas zu essen?“ Er fragt danach, ob sich ihre Mühe gelohnt hat – nach einer ganzen Nacht Arbeit auf dem Boot! „Habt ihr etwas, das ihr essen könnt, das euch satt macht?“ Das ist eine schwierige Frage. Wenn du eine volle Woche hinter dir hast mit vielen Terminen und Einsätzen und dich dann einer fragt: „Hat sich das gelohnt und dich erfüllt? Hat es deine Seele satt gemacht?“  Was sagst du dann?
Die Jünger im Boot müssen eingestehen, dass sie nichts haben. Ihre ganze Arbeit macht sie selber nicht satt und sie können Jesus nichts bieten. Was sie getan haben, reicht nicht. Es ist schwer, ehrlich zu sein, und einzugestehen, was alles nicht genügt.

Kommt her und esst.

Deshalb sorgt Jesus für das Essen. Er reicht ihnen das Brot – wie beim Abendmahl. Sie essen jetzt also nicht von dem, was sie gefangen haben. Sie genießen jetzt nicht ihre Leistung, nicht ihren Fang, sondern: sie essen von dem Brot und dem Fisch, den Jesus ihnen bereitet hat. Das entscheidende ist von Gott zubereitet. Es braucht unsere Ergänzung. Die tiefste und paradoxeste Wahrheit in unserem Leben ist auf etwas zu stoßen, was schon da ist. Spätestens jetzt ist allen klar, dass sie Jesus vor sich haben. Sie würden ihn das gern bestätigen hören, aber niemand traut sich das zu sagen. Doch das ist in dem Augenblick auch nicht so wichtig. Sie hatten in diesem Moment alles, was ihr Leben gut machte. Nach dem Misserfolg fühlten sie sich wie neu geboren. „Quasimodogeniti“ -  So lautet ein lateinischer Eröffnungsgesang und meint: Alle Gläubigen, vor allem die an Ostern Neugetauften, sollen sich „wie Neugeborene“  fühlen, nachdem durch die Auferstehung Jesu der Tod besiegt wurde.

Das Mahl als Markenzeichen

Das Mahl, in dem wir Jesus begegnen, ist unser Erkennungs-  und Markenzeichen. Hier wird deutlich, wovon wir leben und wofür wir leben.  Jesus ist es schließlich, der für den krönenden Abschluss sorgt: In diesem Frühstück am See finden Leib und Seele zusammen. Dem Evangelisten ist es wichtig zu zeigen, dass der Auferstandene auch nach Ostern weiter an seinen Jüngern handelt. Die Zeit der Kirche beginnt nicht damit, dass die Jünger um Petrus die Ärmel hochkrempeln, sondern damit, dass der Auferstandene ihre Arbeit gelingen lässt. Er lehrt uns, dass unsere Erfolge das Leben nicht machen und unsere Misserfolge es nicht zerstören. Jesus will uns einschärfen, dass wir gerade nicht selbst auferstehen aus Erfolg- oder Kraftlosigkeit. Der Auferstandene verkündet uns,  dass Gott es ist, der uns leben lässt- vom ersten bis zum letzten Tag auf dieser Welt.