Strafe Gottes? - Impuls von P. Claudius Bals OSB

SonneCoronavirus – eine Strafe Gottes?

Ein Schweizer Weihbischof musste seine Veröffentlichungen einer Zensur unterziehen, weil er  verkündet hat, die Corona-Epidemie sei ein Strafe Gottes. Immer noch findet sich diese Befürchtung in vielen Gläubigen, gerade bei den frömmsten Seelen. Das ist auch kein Wunder, denn zu lange und zu heftig wurde diese Annahme verkündet. Und nicht nur dies, sondern auch das Alte Testament gibt uns genügend Anlass, solche Befürchtungen zu hegen. Angefangen vom Sündenfall über die Sintflut und dem Turmbau zu Babel, wie die wechselvolle Geschichte des auserwählten Volkes sprechen von einem strafenden und sich rächenden Gott. Leider wurde diese Gottesvorstellung, die im Neuen Testament keine Grundlage hat, in die katholisch kirchliche Lehre übernommen. Gott sei Dank hat sich seit der Theologie des II. Vatikanums eine grundlegende Veränderung vollzogen, ganz wie es der Botschaft Jesu entspricht, ganz wie es heute Papst Franziskus verkündet: Gott, Vater aller Menschen, Gottes Liebe in allen Menschen. Wenn Jesus harte Worte gegen das Böse formuliert, dann aus dem Grund, dass es mit dem Bösen niemals einen Kompromis geben kann.

Nochmals die Frage, warum passiert so viel Unheil in der Welt? Warum ereignen sich so viele Naturkatastrophen? Auch vor dem Menchen hat es bereits enorme Naturkatastrophen gegeben. Sie können also keine Folge der Sünde des Menschen und damit auch keine Strafe Gottes sein.

Einen gewaltigen Durchbruch in dieser Frage des Leides in der Welt hat der Naturforscher Charles Darwin mit seiner Feststellung erzielt, dass sich die ganze nSchöpfung in der Entwicklung befindet. Wir Menschen und alles Leben auf diesem Erdball befindet sich in einer ständigen Entwicklung, in einer Evolution. Das war für die kirchliche Auffassung keine Evolution, sondern  eine Revolution. Erst dem Jesuiten Teilhard de Chardin ist es gelungen, die Forschungsergebnisse Darwins in die theologischen Überlegungen einzubinden.

Warum hole ich so weit aus? Weil wir erst auf diesem Weg mit Teilhard de Chardin die Worte des  Apostels Paulus wieder entdeckt haben, der uns diese Wahrheit bereits in einem wunderbaren Vergleich dargelegt hat. Es ist es Wert die Stelle in der Heiligen Schrift nachzulesen und zu meditieren: “Die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Wurde doch die Schöpfung nicht aus eigenem Willen der Nichtigkeit unterworfen, sondern durch den, der sie unterworfen hat, mit der Hoffnung, dass auch die Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werde zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gotttes. Wir wissen ja, dass die ganze Schöpfung seufzt und in Wehen liegt. Und nicht nur das, auch wir, die wir als Erstlingsgabe den Geist haben, auch wir seufzen in unserem Herzen und erwarten die Sohnschaft, die Erlösung unseres Leibes.” (Röm 8,19-23)

Noch verständnisvoller könnte man der Leidfrage nicht nachgehen. Danken wir dem Theologen, Mystiker und Paläontologen Teilhard de Chardin, dass er uns die Worte des Apostels neu entschlüsselt hat. Trotzdem muss gesagt sein: Inwieweit der Mensch sich in diesem Prozess mit seinem sündhaften Verhalten selber straft und andere in Mitleidenschaft zieht, steht auf einem anderen Blatt. Darum: Gott ist die Liebe. Bleibt in seiner Liebe!Sonne