Auferstehung - Impuls von P. Claudius Bals OSB

TurmDer Herr ist wahrhaft erstanden

Gerade bei dieser weltweiten Krise sollen wir Christen uns insbesondere Gedanken über diese erfahrbare Welt hinaus machen, nachdem uns die im Glauben alles entscheidende  Wahrheit der Auferstehung des Jesus von Nazareth geschenkt ist. Diese Botschaft ist nicht eine Vertröstung in ein ungewisses Sein  nach dem Tod, sondern wirft ein ganz neues Licht auf unser menschliches Dasein und kann es jetzt schon grundlegend verändern, helfen diese schere Zeit besser zu bestehen.

In der Auferstehung Jesu dürfen wir immer mehr die Einheit von diesem Leben und unserer Vollendung im Himmel erkennen. Die wunderbaren Stunden, die wir in diesem Leben erfahren durften,  brauchen wir nicht wehmütig zurücklassen. Sie sind vielmehr die Morgenröte eines strahlend aufgehenden Tages, in dem auch all das Schwere, unser tägliches Kreuz, das wir ertragen und erdulden musdsten, aufleuchten wird. Der jüngst verstorbene Priester, Dichter und Revolutionär Ernesto Cardenal schreibt: ”Der leibliche Tod ist nichts anderes als der Anfang des ewigen Lebens, das Zusammentreffen mit Christus. Es ist eine Lüge zu behaupten, das Leben sei kurz. Unser Leben ist nicht kurz, sondern ewig. Wir haben nicht den Tod, sondern die Ewigkeit vor uns.”

Ich möchte hinzufügen: Wir haben die Ewigkeit nicht nur vor uns, sondern sie ist bereits in uns. Die Unsterblichkeit unserer Seele, unseres Ichs, unseres Selbst, unserer Person, wie immer wir die „Innenseite unseres Lebens“,  Worte von Teilhard de Chardin, benennen  wollen, ist göttlicher Natur. Das heißt, die Ewigkeit in uns beginnt mit unserer Empfängnis. Alles was wir erfahren, tun und denken geht ein in die Tiefe unserer Innenseite und wird hineingeboren in das ewige Sein in Gott.
Die Rückkehr der mystischen Gotteserfahrung führt uns zu dieser Einheit in Gott. Wie schreibt Peter Gerloff so großartig über Hildegard von Bingen:
„Begnadet war die starke Frau, die viele Männer lehrte, weil sie das Wort in heil´ger Schau leibhaftig sah und hörte. In jedem Halm erblickte sie das Eine und das Ganze, und jeder Mensch beglückte sie mit Gott geborenem Glanze. Du sahst, Äbtissin  Hildegard, das Hohe und das Kleine und hast dein Wissen aufbewahrt: Gottes Welt ist eine.“

So kann unser Leben jetzt schon zur göttlichen Qualität werden, einer Qualität, die keine Entrückung aus der Welt bedeutet, sondern eine Einweisung in die Welt, eine Anweisung für das Leben, eine Kraftquelle, die Belastungen und Leiden in dieser Welt auszuhalten. Diese Qualität öffnet uns aber auch das Tor bei aller Herausforderung dieser Tage zur Lebensfreude an allem was schön ist, an allem was Liebe ausmacht, an allem was unser Geist erkennen kann.
So wünsche ich Ihnen, Mut zum Leben, Mut zur Liebe und die leidenschaftliche Hoffnung, dass dieses Leben und diese Liebe hineingeboren werden in Gottes ewiges Sein.