Maria, Mutter des Glaubens - Impuls von P. Claudius Bals OSB

MarienaltarMaria, Mutter des Glaubens

Der von unserem Br. Fabian so wunderbar geschmückte Maialtar zeugt von  einer liebenden Marienverehrung. So wollen wir auch zum 1. Mai eine Marienmeditation verinnerlichen.
Leider hat die Marienverehrung manchmal auch sonderbare Blüten hervorgebracht. Das soll uns aber an einer gesunden Marienverehrung nicht hindern.


Das größte Wunder, das wir an Maria bestaunen und für uns erbitten können, ist ihr Glaube. Mit Recht wird sie „Mutter des Glaubens“ genannt. Bestimmt hat Maria ein erfülltes Leben und glückliche Stunden im Kreise ihrer Lieben erfahren. Und doch ist ihr Lebensweg auch ein Leidensweg voller unfassbarer Überraschungen. Wir haben die Stationen von der Verkündigung bis zu jenem Augenblick, da ihr toter Sohn in ihrem Schoß ruht, vor Augen. Sie alle sind eine wahre Zumutung Gottes. Wir können mit dem Evangelisten Johannes noch so oft bekennen, Gott ist die Liebe: Für Maria war diese Liebe eine einzige Herausforderung, eine Herausforderung bis zu den letzten Kräften. Trotzdem war sie treu, unendlich treu. Sie ließ sich niemals beirren, nicht von Zweifeln außer Fassung bringen oder gar ersticken. Alles, was unser Leben so fragwürdig macht, alles was uns die Existenz eines guten Gottes in Frage stellt, hat sie durchgestanden und überstanden. Sie hat dem je größeren Gott vertraut, auch dann noch, als er nicht mehr zu verstehen war, auch dann noch, als ihr Herz zu zerbrechen drohte.


Wie oft wird Maria an die Worte des alten Greis Simeon gedacht haben: „Dieser ist gesetzt zu Fall und Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird – auch deine eigene Seele wird  ein Schwert durchdringen -, auf dass die Gedanken aus vielen Herzen offenbar werden“.
(Lk 2,34f) Von Maria können wir lernen, Gott in den schlimmsten Situationen des Lebens den größeren sein zu lassen. Sie kann uns den Weg weisen, das Geheimnis der Liebe Gottes auch dann noch stehen lassen zu können, wenn uns nichts anderes mehr geblieben ist als das tote Kind im Schoß. An Maria bewundern wir einen Glauben, der jedes menschliche Denken übersteigt. Sie wird zur Ermutigung im Glauben für alle, die sich schwer tun, zu glauben oder vertieft glauben wollen.

Wenn wir heute Maria als Vollendete im Himmel lieben und verehren, dann nicht deswegen, weil sie erst- und einmalig mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, sondern weil sie Urbild unserer Auferstehung ist. Wie sie mit allen Erfahrungen des Geistes, der Seele und des Leibes als Person in die Vollkommenheit Gottes eingegangen ist, werden auch wir beim Sterben in den Himmel hineingeboren werden.“ Ein wunderbarer Trost für jeden, der eine lieben Menschen verabschieden muss.