Lobgesang des Alls - impuls von P. Claudius Bals OSB

KosmosChristus, Anfang und Ende, so beginnen wir die Osternacht. Tatsächlich hat die Auferstehung Christi für die ersten Christen schon von Anfang an eine kosmische Dimension. Das heißt die Auferstehung wird auf die ganze Schöpfung bezogen. Die schriftlich ältesten Zeugnisse des Neuen Testamentes sind Dokumente dieser Glaubenserfahrung: sei es im Epheserbrief (1,3-14), im Philipperbrief (2,6-11) oder  im Kolosserbrief (1,15-20). Erst recht spricht der Evangelist Johannes in seinem Prolog von der alles umfassenden göttlichen Dimension Christi: “Alles ist durch das Wort geworden, und ohne es ist nichts geworden, was geworden ist.” (Jo 1,3)

Tiefsinniger Weise hat Ingeborg Sedlmayr in ihrem messianischen Zyklus die Auferstehung als Vulkan dargestellt. Ich schrieb dazu folgende Zeilen:
„Wie loderndes Feuer aus Licht, bricht aus dem Felsengrab die neue Schöpfung hervor.
Gleich einem Vulkan offenbart der Auferstandene seine kosmische Weite.
Die Felsen zerbersten und lösen sich aus den Fesseln materieller Vergänglichkeit.
Wasser und Erde verwandeln sich dem auferstandenen Gott entgegen.
Noch kämpft das Licht – doch mit solcher Gewalt, dass der Sieg ihm gewiss ist.“


Nicht nur die hl. Hildegard bezeugt in ihrer Schau vom Kosmosmenschen diesen Glauben. Ebenso faszinierend ist die Schau des Jesuiten Teilhard de Chardin. „Lobgesang des Alls“ so ist sein Büchlein betitelt (Walter-Verlag), in dem er über seine Christusschau als innerstes Geheimnis der Welt berichtet.

„Durch eine wunderbare Verbindung des Zaubers der Kreaturen und ihrer Unzulänglichkeit, ihrer Sanftmut und ihrer Bosheit, ihrer enttäuschenden Schwäche und ihrer erschreckenden Macht begeistere mein Herz, lehre es die wahre Reinheit, jene, die keine blutleermachende Trennung von den Dingen ist, sondern einen Aufschwung durch all die Schönheit hindurch, offenbare ihm die wahrhafte Liebe.  All meine Freude und mein Erfolg, der ganze Sinn meines Lebens und all meine Lebenslust, mein Gott, hängen an dieser grundlegenden Schau Deiner Verbindung mit dem Universum.“

Wenn wir heute die Naturphilosophie in Anspruch nehmen, z. B. Vito Mancuso, einem Theologen an der philosophischen Hochschule in Mailand  („Die Seele und ihr Schicksal“, Kösel-Verlag), oder Tilman Steiner, Professor für Philosophie und Jurist („Die Anschauung der Welt“ Europa-Verlag), dann können wir  nur begeistert sein, wie die ganze Schöpfung von Gottes Weisheit erfüllt ist und sich in jedem Teilchen bereits Intelligenz und Polarität vorfindet. Gerade am Sonntag, dem Tag der Auferstehung Jesu, wollen wir inmitten der Beschwernisse dieser Tage an die universale kosmische Bedeutung der Auferstehung Jesu denken und unseren Glauben von dieser Vision erfüllen lassen.