Glaube ist eine Einladung Gottes an uns Menschen, um Licht in unser Leben zu bringen. Gott achtet die Freiheit des Menschen, mit der er seine Geschöpfe ausgestattet hat. Zugleich lädt er den Menschen unentwegt ein, den Weg der Liebe mit ihm zu gehen. Mit jeder Frage nach Wahrheit, die unseren Geist bewegt, mit jeder Tat der Liebe, die unser Herz erbringt, mit jedem Funken Freude am Schönen und mit jedem Körnchen Hoffnung auf ein Leben über den Tod hinaus, meldet sich diese Liebe Gottes in unserer eigenen Tiefe an. Persönlich sprach Gott diese Einladung in seinem Sohn Jesus Christus aus. Sein Leben und seine Botschaft bringen Licht und Zuversicht in die Dunkelheit und Fragwürdigkeit unseres Daseins, in die Zweifel unseres Lebens und schenken unserem unruhigen Herzen Frieden. Diese Einladung ist das bleibende Sein Gottes mit und in uns Menschen. Gott zwingt niemals und niemanden. Gott stellt keine Bedingungen und ahndet nicht. In jeder Situation, auch in den leidvollsten und sündigsten Augenblicken, bleibt diese Einladung bestehen, auch dann noch, wenn wir tausendmal die Einladung ausgeschlagen haben.
Jesus ermutigt uns, unser Haus auf Felsen zu bauen. Das heißt, wann immer wir auch die Stürme des Lebens spüren und von den Wogen des Leides umspült werden, brauchen wir ganz persönlich ein festes und tiefes Fundament. Zugleich fordert die Liebe, wie Jesus in seiner Bergpredigt darstellt oder der Apostel Paulus in seinem Hohen Lied der Liebe im 1. Korintherbrief die Liebe besingt, eine immense Kraft. Wie hart tun wir uns schon allein damit, „Unrecht geduldig zu ertragen.“ Der tiefere Grund aber liegt darin, dass wir auf Gottes Einladung eine würdige Antwort geben. Diese würdige Antwort muss von einem überzeugten Geist und aus einem bereitwilligen Herzen kommen. Nicht aus Glaubensgehorsam, nicht um uns Verdienste für den Himmel zu sammeln, dürfen die Motive unseres Glaubens sein. Die freie Einladung Jesu zur Nachfolge bedarf einer ebenso freien Antwort des Menschen. Das allein ist des Menschen würdig.
Den Menschen auf diesem Weg zu einem selbständigen Glauben anzuleiten und dabei das Glaubensvermögen des einzelnen zu respektieren, ist die Aufgabe der Kirche und aller, die sich im Reich Gottes engagieren. Jedes Bestimmen, alle Bedingungen, jegliche Herrschaft, auch noch mit der Androhung von Sünden und Sündenstrafen entspricht nicht der freien Einladung Jesu zur Nachfolge und nicht der Würde des Menschen zu einem selbständigen und freien Ja. Jeder Einsatz für das Reich Gottes muss sich messen lassen an den Worten des Philipperbriefes: „Er nahm Knechtsgestalt an.“ Aus dieser Gesinnung kann Jesus dann selbst sagen: „Nicht mehr Knechte nenne ich euch sondern Freunde.“
Erst aus einem eigenständigen und eigenverantwortlichen Glauben heraus können die wahren Früchte des Geistes wachsen und reifen. „Die Frucht des Geiste aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“ (Gal 5,22)