Der Weg nach innen - Impuls von P. Claudiua Bals OSB

lichtDie Künstlerin Ingeborg Sedlmayr, von einem Kunstkritiker “Malerin des Lichtes” genannt, durfte ich bei einer ihrer Ausstellungen kennenlernen. Ich war vom nebenstehenden Bild so begeistert, dass sie mir später dieses Gemälde vermachte und sich dabei eine tiefgehende Freundschaft entwickelte. Unter anderem schrieb ich zu diesem Bild: “Licht, helles, frohes, freundliches Licht, weder von der Sonne gesandt noch von den Menschen gemacht. Inwendiges, aus der Seele quellendes Licht. Licht, das Diesseits und Jenseits verbindet und am Saum des Gewandes dem anderen leuchtet.” Im Gebet, sprich im ganz persönlichen Nachdenken über uns und unsere Gottesbeziehung, dürfen wir immer wieder dieses innere Licht erfahren, geht uns, wie wir manchmal sagen, ein Licht auf. In dieser Besinnung dürfen wir auch alle unsere eigenen Geheimnisse offenlegen, die tiefste Intimsphäre unserer Seele vor Gott öffnen und vor seiner Liebe darlegen, auch mit all den Geheimnissen, die wir mit ins Grab mitnehmen werden. Alle Anfragen an unser Leben, die uns ein Rätsel geblieben sind, dürfen wir in diesem Augenblick in einem tiefen Vertrauen Gott überlassen.

Diese Gotteserfahrung im intimen Raum einer Selbstbesinnung kann uns im Innersten von unbewussten Ängsten befreien, weil wir Gott auch als dem unergründlichen Gegenüber trauen und uns seiner Liebe anvertrauen können. Keine religiösen Glaubenswahrheiten, keine kirchlichen Richtlinien sind in diesem Augenblick wichtig, allein meine Einmaligkeit vor Gott und wie ich sie persönlich erfahren kann und oftmals auch erfahren muss, darf ich in meinem Herzen spüren. Glauben zu dürfen, dass Gottes Liebe als Licht in meinem Herzen leuchtet, bedeutet, in diesem Augenblick Ruhe und Gelassenheit schöpfen. Wann immer wir dieses Licht in unserem Herzen pflegen, werden wir dem Leben gegenüber positiv eingestellte, optimistische Menschen bleiben, eine wichtige Voraussetzung auch für unsere leibliche Gesundheit. Bittere Gefühle und herbe Enttäuschungen dürfen sich nicht im Herzen festfressen, sondern sollen sich im Licht des Glaubens lösen. Nur so werden wir Menschen, die sich an Seele und Leib wohlfühlen, groß denken und weit fühlen. Solches Licht in uns macht uns auch zu angenehmen Zeitgenossen für unsere Mitmenschen. Vertrauensvoll lässt man sich von Menschen mit einer gesunden und hoffnungsfrohen Einstellung anstecken und bei einem gesunden Urteil mittragen. Gerade in Tagen der besonderen Belastung wie zu dieser Zeit brauchen wir positive Menschen, die aus innerer Kraft bewusst mit und für andere diese Last schultern.