Weltgebetstag für die Kirche in China

WeltgebetstagIn diesen Tagen beten wir besonders für die Kirche in China, für unsere Mitbrüder im fernen Nordosten des Landes, sowie die vielen bekannten und unbekannten Märtyrer, die für ihren christlichen Glauben in China ihr Leben lassen mussten.

Am 24. Mai findet jedes Jahr die traditionelle Wallfahrt zum größten chinesischen Marienheiligtum Sheshan in der Nähe von Shanghai statt. Die katholische Kirche begeht weltweit an diesem Tag den Gebetstag für die Kirche in China, den Papst Benedikt XVI. im Jahr 2007 eingeführt hat. Auch in Deutschland sind alle Christen aufgerufen, im Gebet ihre Verbundenheit und Solidarität mit den Christen in China zu zeigen.

Der ehemalige Obere unserer Gemeinschaft in der Diözese Jilin, der sich zur Zeit in Deutschland aufhält, berichtet, dass aufgrund des Ausbruchs und der notwendigen Bekämpfung der Corona-Pandemie die Diözese Shanghai beschlossen habe, dieses Jahr die Wallfahrt nach Sheshan  auszusetzen. Die Gläubigen wären aufgefordert, zu Hause, in ihren Familien um die die Beendigung der Krise zu beten.

Monsignore Wolfgang Huber, der missio-Präsident und Vorsitzender des China-Zentrums in Sankt Augustin bemerkt mit Sorge: „Die Tatsache, dass mit dem ersten Tag, an dem die Corona Maßnahmen gelockert wurden, an einigen Orten wieder Kreuze von Kirchendächern gerissen wurden, ist bezeichnend. Während es in den letzten Jahrzehnten Grauzonen gab, in denen sich religiöses Leben entfalten konnte, versucht die amtierende Regierung unter Staatspräsident Xi Jinping sämtliche Bereiche der Zivilgesellschaft, einschließlich der Religion, zu kontrollieren.“  
Trotz der jüngsten diplomatischen Annäherung zwischen Vatikan und China besteht nach wie vor eine Spaltung zwischen der sogenannten „Untergrundkirche“ und der regierungstreuen „offiziellen“ Kirche in China. Aufgrund verschärfter Vorschriften für Religionsangelegenheiten werden Kirchengebäude zerstört und Gebetsräume geschlossen. Die kommunistische Partei will damit nicht nur innerkirchliche Verwaltungs- und Personalangelegenheiten regeln, sondern letztlich auch Einfluss auf die Glaubensdoktrinen nehmen. Ziel ist eine politisch korrekte Kirche in einer chinesisch-sozialistischen Prägung. Eine freie Weitergabe des Glaubens sei so kaum noch möglich, so berichtet ein Steyler China-Missionar.

Zwar gibt es aktuell gewisse Freiheiten in Bezug auf die Nutzung digitaler Kommunikationsmittel, die Kirchen selbst sind jedoch seit dem Lockdown geschlossen, auch für private Gebete. Während viele Bereiche des öffentlichen Lebens zur Normalität zurückgekehrt sind, ist für die Religionen noch keine Öffnung in Sicht. Auch in unserer Gemeinschaft in Shuanghe, sowie in den von ihr betreuten Kirchen können keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert und keine Sakramente gespendet werden.

„Das Glaubensleben hat sich zum großen Teil ins Internet verlagert. Die pastorale Betreuung, Teilnahme an Gebetsgruppen und Besuchen von Messen – selbst im Ausland – ist momentan auf diesem Weg möglich. Es ist jedoch davon auszugehen, dass religiöse Aktivitäten im Netz künftig strenger gehandhabt werden“, so die Einschätzung der Sinologin Wenzel-Teuber.
Eine Gruppe von chinesischen Theologen, die zum größten Teil im Ausland leben, ist dabei, einen theologischen Fernkurs über das Internet für Laien und Studierenden in China und Übersee einzurichten. Die Missionsprokura der Erzabtei St. Ottilien unterstützt dieses interessante und wichtige missionarische Vorhaben.