Inkamana: vor 100 Jahren gegründet, seit 40 Jahren Abtei

ndandaAm 5. November feierten wir den 100-jährigen Gründungstag von Inkamana. Im August 1922 von den Ottilianer Benediktinern als Missionsstation errichtet, erhielt Inkamana 1968 den Rang eines selbständigen Klosters und wurde 1982 als Abtei konstituiert. Diese Entwicklung von einer ganz auf die Glaubensverbreitung ausgerichteten Missionsstation zu einem richtigen Benediktinerkloster dauerte ein gutes halbes Jahrhundert, war aber von Anfang an von unserem Gründer Andreas Amrhein (1844-1927) so vorgesehen. Er wollte, dass sich die Ottilianer Patres und Brüder nicht nur wie zahlreiche andere Missionsgesellschaften der Glaubensverkündigung und dem damit verbundenen sozialen Dienst an der einheimischen Bevölkerung widmen, sondern dass sie auch dem ihnen anvertrauten Missionsland das benediktinische Erbe vermitteln. Konkret war damit der Auftrag verbunden, in dem jeweiligen Missionsgebiet ein Kloster zu errichten mit allem, was zu einem echten Benediktinerkloster gehört.

Als die ersten Ottilianer Mönche ins Zululand kamen, hatte für sie die Missionsarbeit verständlicherweise absoluten Vorrang. Es ging ja um den Aufbau der katholischen Kirche in einem Land, dessen Bewohner größtenteils ihrer traditionellen religiösen Vorstellungen anhingen, auch wenn protestantische Missionare schon vereinzelt als Botschafter des christlichen Glaubens auftraten.

Zwischen 1922 und 1962 konnten insgesamt 14 Missionsstationen errichtet werden, zum Teil mit Krankenhaus sowie mit Schule und Werkstätten, dazu kam noch die Gründung von 5 Stadtpfarreien und von weit über 100 Auβenposten. Im Zululand war die groβe Mehrheit der Patres und Brüder nicht im Kloster, sondern auf verschiedenen Missionsstationen im Einsatz.

Mit der Erhebung zu einem selbständigen Kloster im Jahr 1968 gewann Inkamana als monastisches Zentrum merklich an Bedeutung. Nun sahen sich Patres und Brüder zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, ihr monastisches Erbe durch Heranbildung einheimischer Klosterberufe in der Kirche im Zululand zu verankern. 1965 legten zum ersten Mal zwei aus dem Zululand stammende Kandidaten ihre Mönchsprofess ab, weitere folgten.

Das Bild der Abtei Inkamana hat sich in den letzten 20 Jahren spürbar verändert. Hatte die Gemeinschaft im Jahr 2000 noch 30 Patres und Brüder aus Europa in ihren Reihen, so hatte sich ihre Zahl bis zum Jahr 2020 auf 8 vermindert. Es war die Folge eines von allen unterstützen Prozesses der Afrikanisierung. Augenblicklich hat die Abtei Inkamana 29 Mönche mit Ewiger Profess; 23 von ihnen sind Afrikaner. Nur noch 6 stammen aus Europa und von ihnen sind 5 bereits über 80 Jahre alt. Schon längst haben einheimische Mitbrüder leitende Positionen im Kloster übernommen. Seit 2015 steht ein afrikanischer Mönch als Abt bzw. Prior der Gemeinschaft vor.

Am 5. November 2022 fand die Hundert-Jahr-Feier von Inkamana stattNdanda

Der 3. August 2022 gilt als Gründungstag von Inkamana. An diesem Tag nahmen die Benediktiner Besitz von der Farm Moi Plaas (Schöne Farm) und feierten im Wohnhaus des ehemaligen Besitzers die heilige Messe. Zugleich gaben sie dem Platz den Namen, den ihm zuvor schon die Zulu gegeben hatten: Inkamana („Ort des Zusammenstoβes“ in Erinnerung daran, dass dort früher kämpferische Auseinandersetzungen stattgefunden hatten).

Zur Vorbereitung auf die Feier lieβen sich die Mönche Einiges einfallen. Unter der Leitung unseres 87-jährigen Br. Bernhard Pachner wurde an der Nordwand der Eingangshalle zur Abteikirche kleine Täfelchen mit den Namen der 115 bisher verstorbenen Zululand-Missionare angebracht. Der Höhepunkt der Jubiläumsfeier war zweifellos die Pontifikalmesse zelebriert von Kardinal Wilfrid Napier, dem ehemaligen Erzbischof von Durban und jetzigen Apostolischen Administrator der Diözese Eshowe. Als Assistenten standen ihm der Prior Administrator der Abtei, P. Bonifaz Kamushishi, sowie P. Richard Multerer, Prior Administrator der Abtei Schweiklberg, zur Seite. Er war von 1968-1985 und nochmals von 1995-2012 in der Zululand Mission im Einsatz. Rund 40 Priester nahmen als Konzelebranten an der Messe teil.

Punkt 10 Uhr begann der Fest-Gottesdienst. Unter dem Gesang der Gemeinde zogen die Konzelebranten in feierlicher Prozession vom Haupteingang der Kirche zum Altarraum. Unmittelbar nach der ersten Lesung erhoben sich die Kirchenbesucher plötzlich und begannen mit den Händen zu klatschen und laut zu jubeln, wobei sich Frauen mit ihren bekannten Freuden-Jauchzern gegenseitig zu überbieten schienen. Ein paar Augenblicke lang herrschte ein ohrenbetäubender Lärm in der vollbesetzten Abteikirche. Was war geschehen? Nichts Auβergewöhnliches! Es handelte sich bei dem Ganzen um das übliche Begrüβungszeremoniell für Chief Mangosuthu Buthelezi, der etwas verspätet zur Feier eingetroffen war. Als dem Führer und traditionelles Oberhaupt des Zulu Volkes stand ihm ein solch stürmischer Willkommensgruβ zu. Ein wenig gebückt und auf seinen Gehstock gestützt schritt der 94-jährige Greis dem Mittelgang entlang zur ersten Bankreihe. Dann trat gemäβ einem uralten Zulu Brauch eine Preissängerin in Aktion und verkündete stakkatoartig Lobeshymnen auf Chief Mangosuthu Buthelezi. Nach dieser etwa zehnminütigen Unterbrechung des Gottesdienstes ging’s wieder mit der Liturgie weiter.

In seiner Predigt erinnerte Kardinal Napier alle eindringlich an ihren Tauf- und Firmungsauftrag, der verlangt, dass sie in einer gottlos erscheinenden Welt dem Beispiel der Mönche folgend Zeugnis für die Gegenwart Gottes ablegen. Am Ende des Gottesdienstes dankte der Kardinal nochmals Mönchsgemeinschaft von Inkamana und der Benediktiner Kongregation von Sankt Ottilien für ihren Dienst in der Kirche von Zululand. Nach ihm trat Chief Buthelezi ans Mikrofon und hielt eine kurze Rede, in der er die enge Verbundenheit seiner Familie mit den Benediktinern im Zululand zum Ausdruck brachte. Als letzter ging der Bürgermeister der Stadt Vryheid an den Ambo und dankte P. Prior Bonifaz und seiner Gemeinschaft im Namen des Stadtrates für die vielfältigen Dienste, die Inkamana anbietet. Kardinal Napier endete den Festgottesdienst, der knapp drei Stunden gedauert hatte, mit dem feierlichen Segen, woraufhin die Gläubigen das „Groβer Gott“ gemeinsam aber jeweils in der Muttersprache sangen. Auf alle Teilnehmer an der Jubiläumsfeier wartete sodann ein festliches und reichlich bemessenes Mahl, das in zwei groβen Zelten serviert wurde.