Abt em. Notker Wolf erhält den Mirok-Li-Preis

Mirok Li PreisSt. Ottilien. In Anerkennung seiner Bemühungen und Arbeit in den deutsch-koreanischen Beziehungen wurde Abt em. Notker Wolf OSB von der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft (DKG) mit der Mirok-Li-Urkunde geehrt. Der Präsident der DKG, Lothar Weise hob den persönlichen Einsatz Wolfs und das segensreiche Wirken seines Ordens hervor: Seit mehr als 100 Jahren engagieren sich die Missionsbenediktiner auf der koreanischen Halbinsel. Notker Wolf, so Weise, habe einen entscheidenden Beitrag geleistet, dass sich Wissen über Korea in Deutschland verbreitet hat. Im geschichtlichen Zusammenhang wurden auch Mitbrüder Wolfs genannt, die sich als Missionare umfassend für das Land und seine Kultur eingesetzt haben, darunter Andre Eckhardt als Begründer der Koreanistik in Deutschland, Abt Norbert Weber - auf ihn gehen die ältesten heute erhaltenen Filmdokumente über Korea zurück, Abtbischof Bonifaz Sauer, der 1950 im Gefängnis der Kommunisten in Pjöngjang umgekommen ist. Heute steht eines der größten Klöster der Missionsbenediktiner in Waegwan (Südkorea). Dort leben 140 Mönche.

In seiner der Laudatio zeichnete Hartmut Koschyk, Ehrenpräsident der DKG und bis vor kurzem Vorsitzender der deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe im Bundestag, den außerordentlichen Einsatz von Abt Notker nach: Unmittelbar nach seinem Klostereintritt kam der junge Missionsbenediktiner in Kontakt mit Ottilianer Koreamissionaren, die seine Begeisterung weckten. Gerne wäre er ebenfalls Korea-Missionar geworden. Als Erzabt und Abtprimas nutzte er in den 1990er Jahren die Gelegenheit auch Nordkorea zu besuchen. Er konnte dort mit Regierungsstellen über caritatives Engagement zu verhandeln. So wurde durch die Unterstützung der Missionsbenediktiner im Jahr 2005 ein katholisches Krankenhaus mit 200 Betten in einer Sonderwirtschaftszone im Norden des Landes eröffnet. Hartmut Koschyk betonte, dass die Arbeit Notker Wolfs immer von sehr persönlichem und konkretem Engagement geprägt war. „Seine Reisen, vor allem nach Nordkorea und die daraus entstandenen Hilfsprojekte veranschaulichen sehr deutlich seine tiefe Verbundenheit mit diesem zerrissen Land“, so Koschyk. In seiner Danksagung verlieh Abt. em. Dr. Notker Wolf einer Sehnsucht Ausdruck, die er mit vielen Koreanern teilt: „Die Wiedervereinigung Koreas ist ein Anliegen, das Deutschland und Korea eindeutig verbindet, auch wenn die Situation sehr verschieden von der früheren Teilung Deutschlands ist. Wir streben danach.“ In den Verhandlungen mit den Vertretern des Regimes in Nordkorea, mahnte Wolf an, sei ein respektvoller Umgang auf Augenhöhe essentiell. „Als ich einmal einem Funktionär gegenübersaß, stellte ich mir vor, dass Gott ihn genauso liebt wie mich. Das hat er gespürt und es hat unseren Umgang verändert.“

Vorausgegangen war der Ehrung ein umfangreiches Kulturprogramm in der Erzabtei, neben musikalischen Darbietungen führte Museumsdirektor P. Theophil Gaus OSB durch die Korea-Abteilung des Ottilianer Missionsmuseum, die die gemeinsame Geschichte und die die mehr als hundertjährige Präsenz der Missionsbenediktiner in Korea dokumentiert. Neben dem Vorstand der DKG war auch die Sopranistin Ducksoon Park-Mohr aus Berlin angereist. Mit koreanischen Liedern und Gedichtvertonungen untermalte sie die Feier im Rittersaal der Erzabtei.

Der Mirok-Li-Preis wird seit 1999 abwechselnd von der Deutsch-Koreanischen und der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft verliehen. Namensgebend war der deutsch-koreanische Schriftsteller Mirok Li, der vor der japanischen Kolonialmacht im Jahr 1920 nach Deutschland geflohen war, hier studierte und schließlich zum Schriftsteller und Wissenschaftler avancierte. Sein autobiografischer Roman „Der Yalu fließt“ fand nicht nur in Deutschland, sondern auch in Korea große Beachtung. Mirok Li starb 1950 in Gräfelfing. Seine Bücher werden bis heute durch P. Cyrill Schäfer OSB vom Eos-Verlag St. Ottilien verlegt.

Text: S. Merlin